Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 7. August 2012, 00:12
Michael Weber schrieb:
>
>
> Wo ist das denn bitte nicht realitätsfern? Bücher, CDs, DVDs,
> PC-Spiele usw. - das alles wird Rezensenten üblicherweise
> kostenfrei zum Test zur Verfügung gestellt. Wird das Produkt
> zu teuer, kann es zumindest temporär getestet werden (Autos
> z. B. per Testfahrt).
>
> Warum ist das so? Weil der Hersteller ein Interesse an einer
> Berichterstattung hat, weil es PR ist. Das hat wenig mit
> Support einer Community o. Ä. zu tun, sondern mit rein
> wirtschaftlichen Interessen. Selbst das Unterstützen von
> Spielefesten usw. ist in dem Sinne PR, wenn auch nach außen
> (und manchmal auch nach innen) mit positivem Antlitz.
>
> Michael
> (kann Spiele von Werbepartnern völlig problemlos verreißen,
> wenn sie schlecht sind)
Hallo Michael,
wünschen kann man sich ja auch, was in der Lebenswirklichkeit nur schwer erreichbar ist.
Rezensionen leiten für mich ihren Wert vor allem davon ab, dass ich sie nicht als Werbung wahrnehme, sondern als -meinetwegen auch sehr subjektive- Meinung des Rezensenten. Als ich meine eigene Website noch hatte und diese sich mit Spielen befasste, habe ich nur solche Spiele besprochen, die ich selbst gekauft habe. Dabei habe ich auch mir selbst gegenüber nie den Anspruch erhoben, die ganze Bandbreite der Brett- und Kartenspiele abdecken zu wollen. Rezensionsexemplare hatte ich nicht, wollte ich auch nicht. Kontakt mit Verlagen hatte ich nur wegen urheberrechtlicher Fragen, weil ich nur solche -auch von mir selbst gefertigte- Fotos von Spielen veröffentlichen wollte, mit deren Veröffentlichung die jeweiligen Verlage einverstanden waren. Unabhängigkeit bewahrt sich am ehesten, wenn man sich gar nicht erst in die bloße Gefahr der Abhängigkeit begibt.
Es mag an meinem Beruf liegen, dass ich schon den bloßen "Anschein der Befangenheit" vermieden sehen möchte, der sich aus meiner persönlichen Sicht im allgemeinen geradezu aufdrängt, wenn Spiele von Verlagen besprochen werden, für die regelmäßig geworben wird, oder wenn der Rezensent sich ein kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung stellen lässt, statt das zu besprechende Spiel selbst zu kaufen. Diese Umstände müssen keineswegs befangen machen, sie setzen aber den Anschein.
Dementsprechend ist es im professionellen Tester-Bereich ja auch durchaus nicht selbstverständlich, dass der Tester zugleich für das getestete Produkt wirbt und es sich kostenfrei zur Verfügung stellen lässt. Zumindest die Stiftung Warentest kauft meines Wissens ihre Testexemplare selbst.
Natürlich sind Spielerezensionen subjektiv, selbst wenn sie versuchen, sich an objektivierbaren Kriterien entlang zu hangeln. Davon gehe ich aus, wenn ich sie lese; als Orientierungshilfe lese ich sie aber lieber, wenn ich davon ausgehen kann, dass der Rezensent unabhängig ist.
Gewiss wird es Leute geben, die sich ihre Beurteilungsfreiheit bewahren, auch wenn sie Spiele von Werbepartnern besprechen, die sie sich zudem als Rezensionsexemplar kostenfrei haben zur Verfügung stellen lassen. Dazu magst gerne auch Du gehören, was Du mit Deinem Nachsatz ja wohl ausdrücken willst. Selbstverständlich ist das aber nicht.
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen