Beitragvon Ernst-Jürgen Ridder » 9. Mai 2013, 00:47
Micha A. schrieb:
>
> Keiner da zum Fragen -
> musste man halt selbst eine Lösung finden. Ging auch
> schneller als das Spiel so lange zu unterbrechen, bis in
> irgendeinem Forum eine (finale) Antwort vorlag ;-)
>
Stimmt, bei Zweifelsfragen interpretierte man die Regel eben selber und konnte damit ganz gut leben, auch wenn die eigene Interpretation objektiv vielleicht nicht dem entsprach, wie der Autor sich das gedacht hatte. Man spielte eben so, wie man die Regel verstand oder anwenden wollte, Hausregeln waren verbreitet. Spielte man mit anderen, musste man sich gelegentlich halt einigen, wie etwas gespielt werden sollte. Heutzutage gibt es doch eine Menge Leute, die wollen nun mal richtig spielen und legen beim Regelstudium jedes Wort auf die Goldwaage. Meine Spielgruppe, die schon seit 30 Jahren existiert, ist da anders. Von mir wird erwartet, dass ich ein Spiel vorbereite und die Regeln erkläre; eine Diskussion um Regelauslegungen findet gar nicht erst statt; ich habe zu wissen, wie es geht, und damit ist es gut. Ich habe mal versucht, das zu ändern und den anderen zur Vorbereitung Regelkopien geschickt. Die wurden nicht mal gelesen, alle haben sich auf mich verlassen, alle wollten spielen, aber nicht Regeln erarbeiten. Da gibt es sogar Leute, die kaufen sich Spiele und ich muss sie ihnen erklären.
> Will sagen: Es geht auch,
> ohne jeden Regelsatz tot zu analysieren.
>
Richtig.
Und es gibt ja auch Leute, die fragen gar nicht nach dem Sinn eines Spiels, einer Regel, sondern testen aus, ob nicht diese oder jene Extrem-Strategie möglich ist, weil die Regel sie nicht ausdrücklich verbietet. Da denke ich an die Hungerstrategie zu Stone Age. Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen auszuprobieren, ob man seine Leute hungern lassen und die "Strafe" dafür kassieren kann, um anderweit mehr Punkte zu machen.
Der eine begnügt sich mit seinem eigenen Regelverständnis, der andere will unbedingt wortgetreu richtig spielen können und wieder andere wollen austesten, ob man ein Spiel nicht formal regelgerecht kaputt spielen kann, selbst wenn das auf eine vom Spielthema her geradezu sinnwidrige Weise geschieht.
So verschieden wir Spielertypen sind, so unterschiedlich ist unsere Weise, an die Regeln heranzugehen. Für den einen ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist, der andere darf nur, was ausdrücklich erlaubt ist. Der eine braucht einen Hinweis nicht, versteht auch so, der andere muss an die Hand genommen werden. Der Regelschreiber kann doch im Kern nicht mehr tun, als seine Regel so zu formulieren, dass der unbefangene, mit durchschnittlichem Leseverständnis ausgestattete Spielwillige, der nicht am Wort klebt, sondern den Sinn sucht, versteht, was der Verfasser sagen will.
Bei den meisten Regeln gelingt das mehr oder weniger gut, so jedenfalls meine Erfahrung.
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen
Spielerische Grüße
Ernst-Jürgen