Beitragvon Fluxx » 16. Juni 2014, 13:29
Dietrich schrieb:
>
> Moin, moin,
> gerade dieser Aspekt - erfahrene Spieler dominieren die
> unerfahrenen - scheinen in letzter Zeit Favoriten (Hype) bei
> den Spielforumslesern zu sein.
Ich glaube den meisten Spielern geht es nicht um das Dominieren, sondern um das Erkunden. Wenn ich ein Spiel spiele und mir in jedem Zug klar ist, welches der beste Zug ist, dann ist das Spiel langweilig. Wenn ich hingegen in jeder Partie neue Möglichkeiten entdecke wie man sich noch verbessern kann, dann ist das spannend, da ich in jedem Zug genötigt werde neu zu überlegen, ob es nicht doch noch was Besseres gibt.
> Bei gleichwertigen Spielern
> 'spielt man seinen Stiefel herunter' - denn es passiert
> nichts Überraschendes durch das Spiel bzw. die Spielmechanik.
> Dazu zähle ich 'Russian Railroads', 'Rokoko', 'Lords of
> Waterdeep', 'Terra Mystica' so wie etliche
> Arbeitereinsatz-Spiele. Die Entscheidungen (m. E. das
> eigentliche Spielen) werden durch die Zwänge des Spiels
> abgenommen.
Kann ich so nicht bestätigen. Ich werde bei Terra Mystica immer wieder von den Zügen der Mitspieler überrascht bzw vor unangenehme Entscheidungen gestellt. Klar, es passiert schon mal, dass man 3-4 Züge quasi auf Autopilot spielen kann, aber das bedeutet meist, dass man zuvor einigen Gehirnschmalz investiert hat um sich zu überlegen, wie man weiter vorgehen möchte.
Oder willst du sagen, dass auch Spiele wie Schach und Go keine 'eigentlichen Spiele' sind, da durch die Mechanismen nichts Überraschendes passiert?
> Daher finde ich es auch nicht nett, gegen Neulinge dieser
> Spiele unbedingt gewinnen zu wollen und sich über den Sieg
> auch noch zu freuen. Es wäre doch sinnvoll, Anfänger in die
> Spielregeln einzuführen, indem man diesen während des Spiels
> Tipps gibt und nicht ihre Taktikfehler für sich ausnutzt.
Wer sagt denn, dass das nicht passiert? Nur weil ich ein Spiel gerne spiele, bei dem man durch Erfahrung einen großen Vorteil haben kann, heißt das nicht, dass ich gegen Neulinge total Rücksichtslos spielen.
Aber:
- Manche Spieler wollen gar keine Tipps haben, da sie genau dieses Entdecken des Spiels gerne selber erleben wollen und dann lieber anfangs ein paar mal verlieren als sich den Spaß am Entdecken nehmen zu lassen.
- Muss man zwischen großen Fehlern und kleinen Ungenauigkeiten unterscheiden. Selbst wenn ich bei großen Patzern eingreife und erkläre warum das mMn schlecht ist und anbiete einen anderen Zug zu machen, kann es bei vielen suboptimalen Zügen trotzdem dazu führen, dass cih bequem gewinne. Und wenn ich bei jedem Zug bei jeder Ungeauigkeit eingreife, dann kann ich auch gegen mich selber spielen.
> Mir persönlich liegen derzeit Spiele eher, die etwas
> Überraschendes [b]ins Spiel bringen[/b], auf das man
> entsprechend reagieren oder in die Planung mit einrechnen
> muss. Z. B. 'Snowdonia' (Wetter und Fremdfirmen); 'Stone
> Age', 'Kingsburg' oder 'Burgen von Burgund' (Würfelwurf);
> 'Strasbourg', 'Funkenschlag', 'Tore der Welt'
> (Kartenverteilung); 'Wallenstein' oder 'Amerigo'
> (Würfelturm), 'Eclipse' (Hexfelder und Würfelkämpfe);
> 'Vanuatu', 'Francis Drake' oder 'Vasco da Gama' (eigene
> Denkfehler über seine Zugreihenfolge).
Kann ich gut nachvollziehen. Aber mMn sind Mitspieleraktionen oft überraschend genug um Abwechslung ins Spiel zu bringen und einen dazu zu zwingen sein Schema F zu überdenken. Umgekehrt können auch solche Spiele einen enormen Erfahrungsvorteil beinhalten. Selbst wenn die Partie ganz anders aussieht - jemand mit 20 Partien Snowdonia weiß wahrscheinlich besser wie er mit einer Phase von 3+ Runden schlechtem Wetter umgeht als jemand der zum ersten mal spielt. Ein erfahrener Eclipse-Spieler weiß besser wie er die Stärken seiner Rassen ausspielen muss und wann man am Besten aggressiv wird. Ein erfahrener Funkenschlagspieler kann besser abschätzen in welcher Phase es sich lohnt wie viel auf ein bestimmtes Kraftwerk zu bieten.
Ich sehe also nicht wirklich, was die Tatsache, dass es Überraschungsmomente gibt, damit zu tun hat ob ein Spiel einen Erfahrungsvorteil bietet oder nicht.
> Ich habe den Verdacht (Vorsicht: Provokation ;-) ), dass die
> Liebhaber der erstgenannten Spiele ihren Wissensvorsprung den
> Mitspielern gegenüber 'ausspielen' wollen und können,
Nein - ich bevorzuge es gegen gleicherfahrene Gegner mit vergleichbaren kognitiven Leistungen zu spielen und mich mit denen zu messen.
> während
> das bei den unten genannten Spielen auf Grund der
> Überraschungsmomente nicht möglich ist.
Meiner Meinung nach ein Fehlschluss. (s.o.) Manchmal ist es sogar so, dass ein planbares Spiel für Anfänger einfacher ist als ein Spiel, bei dem dauernd was unerwartetes geschieht, da sie weniger Erfahrung haben mit dem Unerwarteten umzugehen, bzw. sich nicht rechtzeitig vorbereitet haben, da ihnen nicht klar war, was alles passieren kann.
> Also, seid nett zu Neulingen.
Immer! Aber auch unabhängig von der Art des Spiels!
> Bei einem Spiel - ich weiß gar
> nicht mehr, welches das ist - steht explizit in der Regel,
> dass man wegen der Komplexität des Spiels 'falsch überlegte'
> Zuge - soweit es möglich ist - zurücknehmen darf.
Ich weiß es von Mage Knight - aber es gibt sicher eine Menge Andere.
Gruß
Fluxx