Mittwoch, 19.11.2014 | Spieleabend #29
Huiuiui, erst so eine lange Zeit gar nichts aus dem Lama-Stall und jetzt blöken gleich alle durcheinander! Aber ich denke, lorion hatte da schon Recht, eine solche Diskussion gehört nicht in diesen Thread. Ich finde aber sehr wohl, dass sie in dieses Forum gehört, aber das ist eine andere Baustelle. An dieser Stelle freue ich mich einfach über alle Kommentare in konstruktiver Absicht. Natürlich bin ich auch froh zu hören, dass meine Berichte so geschätzt werden. Klar, es ist kein besonders weit gestreutes Format, kein eigener Blog, keine Website, sondern nur dieser Thread. Aber wenn ich trotzdem nicht nur für mich, sondern auch "nach draußen" schreibe, ist das schon ein gutes Gefühl. Heute waren wir zu viert, Arne hat leider dieser Tage viel zu tun und kann deshalb oft nicht. Und das, obwohl ich die heutige Neuheit schon per Mail angekündigt hatte! Da muss man doch alles stehen und liegen lassen

Aber dazu später mehr. Als die ganze Bagage heute ziemlich püntklich vor Ort war, war ich noch beim Stullen schmieren und musste deshalb die Zeit etwas überbrücken. Das Gespräch kam dann auf Hunter & Cron, deren Rezi ich in der Mail verlinkt hatte. Erik hielt die beiden für ziemlich schräge Vögel, was man ihm auf den ersten Blick wohl auch nicht verübeln kann. Das Review hat er sich aber trotzdem angeschaut. Mattes war von der letztwöchigen Neuheit - im Gegensatz zu Erik - völlig begeistert und wollte David unbedingt einmal vorführen, wie es ist, richtig...
Quick bei der Sache zu sein. Zugegeben, das Konzept ist ziemlich, ziemlich easy und eingängig und macht trotzdem Spaß. Der führende Spieler wird auch wirklich effektiv ausgebremst. Und zu viert beeilt man sich so manches Mal so sehr, dass sogar der letzte Spieler noch einen Chip bekommt, weil vor ihm alles falsch war. Wobei man hier noch eine Regel braucht, denn theoretisch kann der letzte Spieler noch beliebig lange weitersortieren, was nicht im Sinne der Erfinders sein kann. Mal schauen, ob ich zu diesem Zwecke eine Sanduhr mitbringe. Jedenfalls erwies ich mich erneut als Meister im Sortieren mit einer Hand, auch, wenn die Flammen mein verhasstes Kriterium bleiben. Ganz ehrlich, wer soll denn da bitte die einzelnen Flammenzungen zählen? Als hätte ich nichts besseres zu tun! Ob das Spiel auf lange Sicht begeistern kann? Muss es doch gar nicht! Wir werden es alle sieben Wochen mal wieder hervorkramen, wenn der erste Hype vorbei ist und dann, wie ich es gestern im Bus so schön hörte, "die Karten kloppen". Vorausgesetzt, damit war Karten spielen gemeint und nicht irgendetwas anderes abstruses, was in häuslicher Gewalt gegen Spielmaterial ausartet. Mattes sammelte drei Chips, Erik vier, David kam auf drei und ich vollendete das Spiel mit sechs Chips. Die fünf Anfangspunkte mitgerechnet, stand es also final 8:9:8:11.
Und dann kam endlich die große HiG-Herbstneuheit, der neue Steding, das tiefgehende Strategie-Spiel aus dem Hause der Münchener:
Die Staufer musste um jeden Preis probegespielt werden. Worum geht es aber? Der Spielplan besteht aus sechs Regionen mit je drei bis fünf Amtssitzen, die von den Spielern besetzt werden könne. Der König steht auf einer der Regionen. In dieser können wir einen Amtssitz besetzen und müssen im Uhrzeigersinn Figuren auf die nachfolgenden Regionen setzen, um zu bezahlen. Wollen wir in einer anderen Region als der des Königs bauen, müssen wir dorthin reisen und zu diesem Zweck ebenfalls eine Spur aus Gefolgsleuten auf dem Spielplan hinterlassen. Das Besondere: Der König läuft nach jeder Runde einige Regionen weiter und sammelt sein Gefolge ein, sprich: Wir bekommen unsere Figuren wieder zurück. Trotzdem müssen diese ja irgendwo herkommen. Und dazu gibt es neben dem Bewegen und Einsetzen noch die Aktion Nachschub, bei der wir neue Figuren an unseren Hof nehmen dürfen und einen eventuellen Bonus in Form von Truhen noch dazu. Diese gewähren uns Sofort-, Einmal- oder Spielendeeffekte verschiedenster Art. Außerdem gibt es natürlich am Ende jeder Runde Mehrheitenwertungen in einer bestimmten Region. Jeder Spieler hat Auftragskarten, die er zu erfüllen versucht. Und wir haben in jeder Partie andere Privilegien ausliegen, die man auch über Truhen bekommt und die einen dauerhaften Vorteil gewähren. Ihr seht, das Spiel ist nicht allzu kompliziert. Und trotzdem habe ich die ersten Runden nur in der Regel geblättert, um auch ja nichts falsch zu spielen. Ach ja, was ich beinahe vergessen hätte: Die Spielerreihenfolge ist hier einmal nicht im Uhrzeigersinn. Stattdessen nimmt man Figuren von einer Leiste und stellt sie auf einer der beiden anderen. Und die werden dann am Ende der Runde wieder zur neuen Spielerreihenfolge kombiniert. Sehr geschickt gemacht! Die Nachschub-Aktion kommt nach oben und die Einsetzen-Aktion einmal umgedreht nach unten, sodass der Spieler, der zuerst eine Figur einsetzt, in der nächsten Runde als Letzter an die Reihe kommen wird. Das macht den Nachschub nochmal attraktiver.
Unsere Partie lief anfangs schleppend, später immer flüssiger, weil manche Handlung mit all ihren Auswirkungen nicht auf Anhieb klar ist. Aber gut, in ein Spiel, dass über viele Spiele Freude bringen soll, muss man eben auch etwas Arbeit investieren. Erik hatte früh einige wichtige Privilegien, ich hatte letzten Endes meine Aufträge ziemlich gut im Griff und David war am Ende ziemlich stark auf dem Spielplan vertreten. Den einen 3er-Amtssitz hätte er wohl trotzdem gerne gehabt, hätte er ihm doch die Mehrheit in seiner Auftrags-Region gebracht, ein Muster erfüllt und bei der letzten Rundenwertung den Ausschlag für ihn gegeben. Leider wollte ich ihn auch haben. Dafür hatte er fünf braune Truhen, die exponentiell-treppenartig Punkte bringen, nach dem Prinzip "Set-Collection". Aber eine Frage stellte sich uns, für die ich gleich noch einen Thread aufmachen werde. Diese Frage war zwar letztlich nicht spielentscheidend, hätte es aber gut sein können. Schade, dass die Spielregel sich hier nicht völlig klar ausgedrückt hat. Und ich frage mich auch, wieso weder ein Udo Bartsch noch Hunter & Cron das in ihrer Rezension bemängeln. Aber das hat im Grunde nichts mit der Qualität des Spiels zu tun. Denn die ist wirklich gut. Man kann an allen Ecken und Enden Punkte rausholen, auch mal eine Figur in eine Region setzen, die gerade mal nicht gewertet wird und so für später Puffer aufbauen. Oder man schaut früh auf die Aufträge, denn hier kann man mit etwas Geschick wohl die meisten Punkte im Spiel holen. Die Mitspieler waren auch wohlgestimmt. Das sind gediegene Worte, und so soll es auch sein, denn die beinah überschänglichen Gefühle, die manch ein Feld in mir ausgelöst hat, treten hier nicht zutage. Mit der Zeit soll es aber ja noch besser werden. Genau wie ich, denn nächstes Mal gewinne ich bestimmt! Heute musste ich mich mit einem zweiten Platz zufrieden geben: 68:87:101:90.
Auch, wenn Erik das dritte Spiel als "Spiel-Bulimie" bezeichnete, ließ ich mich nicht davon abbringen, zumindest etwas kleines auf den Tisch zu bringen. Erik und ich plädierten zwar schon zu Beginn des Abends statt für Quick eigentlich für Port Royal, aber das schien für den Schluss dann doch zu lang und so machten wir uns an
Potato Man. Erik war seine Unlust leider regelrecht anzusehen. Jetzt weiß ich immerhin schonmal, dass ich ihn für eine Lange Nacht der Spiele nicht fragen muss

Aber nur zwei Spiele an einem Abend sind für mich einfach eine halbe Sache, da gibt es nix. Deshalb musste er durch dieses kleine Stichspiel noch eben kurz durch. Wobei ich mich auch beinahe zwingen musste. Denn ich finde einfach den Zugang nicht, mit dem man, wie Mattes, 13 Säcke in einer guten Runde rausholt! So viele schaffte ich in Summe nicht! Der ungewohnte Stich-Mechanismus, der Bedienen explizit verbietet, ist zwar spannend, aber für mich persönlich unheimlich schwer zu beherrschen. Entweder ich nehme das als Herausforderung an und in den nächsten Wochen werde ich immer wieder mit ausgestrecktem Arm "Potato Man!" fordern, bis die anderen die Nerven blank liegen haben und sich auch endlich einen Mantel mit Pommes drauf umhängen, oder... Tja, oder ich verstecke es ganz hinten im Regal und hoffe, dass niemand mehr danach fragt. Aber diese Entscheidung deligiere ich an mein Unterbewusstsein. Mit 34:12:24:8 wären jedenfalls beide Reaktionen ziemlich verständlich. Also seien wir gespannt, wie man sich in meiner geheimen Entscheidungszentrale verhält!
Während David überlegte, welches Spiel er beim Volleyball-Wichteln dieses Jahr verwichteln sollte, erzählte Erik uns, wir sollten doch endlich mal aufhören, uns jede Woche über den Tatort zu unterhalten, schließlich gäbe es doch so viel Besseres. Dabei übersah er, dass der Tatort ein sinnvoller gesellschaftlicher kleinster gemeinsamer Nenner ist, der mal mehr, mal weniger den eigenen Geschmack trifft, über den man sich aber trotzdem vortrefflich bei einem Bier austauschen kann. Und nein, ich verstecke unsere Spieleabend-Routine nicht von nun an in solchen Konstruktionen, die völlig offen lassen, was wir nun tatsächlich getan haben. Ich stehe dazu: Ich habe meinen Gästen ein Bier angeboten! Eiskalt! Naja, nicht ganz eiskalt, aber das wäre ja auch wieder zu kalt. Jedenfalls wollten sie erst nicht und dann aus heiterem Himmel doch und schon waren wir wieder in unsere alten Verhaltensmuster verfallen. Machst du nix. Wie das Gespräch dahin kam, ob man Kunst als Investition sammeln sollte und ob das überhaupt ein so verbreitetes Verhalten wäre, wie David annahm, kann ich nicht sagen. Ich weiß aber, wieso wir nicht "Wer bin ich?" gespielt haben. Das lag an Arnes Abwesenheit. Nicht, dass mir das Spiel fehlen würde, aber ich würde es auch nicht vehement ablehnen. Genau wie eine Lange Nacht der Spiele. (Wenn man es genau nimmt, fehlt die mir schon.) Zum dreißigsten Spieleabend nächste Woche könnte ich das Konzept ja mal vorstellen und wahrscheinlich ziemlich erstaunte Reaktionen entgegennehmen. Ich weiß auch gar nicht, ob das noch was mit einer LNDS vom Montagabend im Keller zu tun hätte und ob ich nicht lieber den alten Stamm nochmal zusammentrommeln sollte. Aber den Versuch soll es wohl wert sein. Bis dahin bastle ich nochmal eine Statistik zusammen, was wir hier so spielen und vor allem wie oft. Aber eigentlich kenne ich die Antwort doch schon längst: Viel zu wenig und viel zu selten! Hand aufs Herz,
Der Siedler