Beitragvon Günter Cornett » 14. Februar 2006, 15:05 
			
			
			
			máren schrieb:
> 
> Ein ideenreicher Mensch würde wohl niemals auf die Idee
> kommen, sich darüber zu beschweren, dass ihm scheinbar ein
> anderer seine Idee geklaut oder abgekupfert hat. Ich behaupte
> mal, dass nur Menschen die wenig Ideen haben zu einer solchen
> Vermutung kommen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier
Hi máren ,
ich will man dagegen stellen: das behaupten (nicht nur aber) vor allem Newcomer, die noch nicht die Erfahrung gemacht haben, wie schwer es ist, erstmal Begehrlichkeiten für ihre 'Idee' (ihr Spiel) zu wecken. Ging mir genauso.
> durch dieses Statement Prügel beziehen könnte, bleibe ich bei
> meiner Aussage! Ein ideenreicher Mensch wird soviele Ideen
> haben, dass er es nicht nötig hat an einer einzigen
> "egoistisch" festzuhalten. Mal abgesehen davon, dass
Das sicherlich. Aber man hängt auch an seinem Werk. 
Ich habe mir z.B. ein unverbrauchtes Thema (nur ein Thema noch kein Spiel) ausgesucht, mich ein wenig eingelesen, und dann kommen zwei Spiele mit genau diesem Thema auf den Markt, das vorher überhaupt nicht präsent war.
Das ist schon etwas ärgerlich, wenn auch nicht besonders schlimm, gehört dazu. 
Gibt genug andere Themen, mein Spiel unterscheidet sich sowieso von anderen Spielen mit gleichem Thema. Aber wenn man sich mit seinem Werk identifiziert, weicht man nicht so gern auf etwas anderes aus.
> man/frau mit derlei "Klauaussagen" sehr vorsichtig sein
> sollte.Ich halte uns Spieleautoren für im Großen und Ganzen
> sehr kreativ, für Ideen-und Impulsgeber die es aufgrund ihres
> eigenen Ideenpotentials nicht nötig haben, die Ideen anderer
> zu "klauen". Was es sicher gibt, sind
Jo, das sehe ich auch so. Allerdings kommt es doch mal vor. Wesentlich häufiger sind allerdings die Fälle, in denen ein Klauvorwurf nicht stimmt. Auch da empfehle ich mehr Gelassenheit. Der Klauvorwurf ist - wie gesagt - i.d.R. Ausdruck von Unerfahrenheit. Dennoch ist es sinnvoll sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, auch um der Beantwortung der Frage näher zu kommen: was macht ein Spiel aus? Was ist schützenswert? Darüber gibt es ja auch unterschiedliche Ansichten.
> Ideenparallelentwicklungen- nur auch da muss ich dann meine
> eigene Kreativität in Bezug auf Ideen hinterfragen.
Nicht notwendigerweise: Manchmal liegen einfach Ideen in der Luft.
Da ist es dann die konkrete Ausführung, die zeigt, ob man ein guter Spieleautor ist.
> Wahrscheinlich käme ich dann zum Schluß, dass es mit meinen
> Ideen nicht so außergewöhnlich sein kann, denn sonst würde ja
> nicht ein anderer gleichzeitig auf die selbe Idee kommen, gell!
Beim Entwickeln von Spielen geht es nur zu einem kleinen teil um die Idee, wesentlich wichtiger ist für mich die konkrete Umsetzung der Idee in ein konkretes Regelwerk.
Mein persönliches Lieblingsbeispiel: ich hatte vor mehr als 15 Jahren mal die Idee, Matrosen durch Kneipen laufen zu lassen. Sie starten gemeinsam auf einem Schiff, wer am betrunkensten zurückkommt, gewinnt. Dumm nur, dass die Bewegungsmöglichkeiten geringer werden, je betrunkener man ist (Fantasy ich hör die Pub-sen). Ich nannte das Spiel Landgang. 
Ein sehr ausgefallenes Thema, eine neue IMHO gute Idee. Sehr gewundert habe ich mich dann aber als ich einige Monate später ind er Pöppel-Revue von einem Spiel namens Landgang las, das ein gewisser Reinhold Wittig herausgebracht hatte: Matrosen ziehen in Kneipen ...
Klar klingeten da die Alarmglocken: Das kann doch kein Zufall sein ...
Doch, es kann. Das andere die gleichen Ideen haben, passiert. Es muss passieren, mit der gleichen Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann der Lotto-Jackpot abgeräumt wird. Auch das muss passieren. Der einzelne 6er mit Zusatzzahl ist zwar extrem unwahrscheinlich. Noch unwahrscheinlicher ist es aber, dass es keinen gibt, der die 24 Millionen abräumt.
Je mehr Leute Spiele erfinden, und je mehr man sich austauscht, je mehr die Lebensumstände sich in der Welt angleichen, je mehr Autoren sich vor allem daran orientieren, was der Markt will, desto wahrscheinlicher werden Parallelentwicklungen. Mit mangelnder Kreativität hat das nur bedingt zu tun.
Gruß, Günter