Beitragvon Günter Cornett » 1. Dezember 2006, 04:56
niek neuwahl schrieb:
>
> lieber guenther,
>
> diesmal bin ich nun wirklich ganz und gar nicht deiner meinung.
Hallo Niek,
vielen Dank, ich gebe viel auf dein Urteil und weiß es auch sehr zu schätzen, dass du mir gesondert schreibst und inhaltlich argumentierst.
> 1. will da eine internationale organisation in ihrer
> taetigkeit ein spiel verwenden,
> sollten wir uns als autoren zunaechst einmal freuen!
Ja, das habe ich anfangs auch, als ich davon gelesen habe.
Allerdings habe ich schon auf der Sitzung in Essen davon erfahren, dann auf verschiedenen Webseiten.
> von freude habe ich in deinem beitrag nun ueberhaupts nichts gefunden.
Als die SAZ-News kamen, war der Wettbewerb schon nichts Neues mehr. Die Neuigkeit und Thema meines Beitrages war der SAZ-Kommentar.
An anderer Stelle habe ich geschrieben, dass ich das Projekt und die Aufgabenstellung interessant finde.
> 2. ich finde, die organisation hat sich einige muehe gemacht
> (siehe deren internet-site die sich mit der ausschreibung befasst)
Ja, das ist sehr ausführlich und auch recht klar (wenn man davon absieht, dass es in Englisch ist, was man denen natürlich nicht vorwerfen kann).
Nicht gefunden habe ich Angaben zum Ausmaß der Nutzung (Auflage, Dauer).
> 3. dass eine in washington ansaessige organisation nach
> EIGENEN vorstellungen einen wettbewerb ausschreibt, wuerde
> jeder halbwegs logisch denkender mensch akzeptieren. warum
Jo, das akzeptiere ich auch.
Meine Kritik betrifft vor allem den SAZ-Kommentar.
> sollte sie gerade das deutsche, oder das zambesische, oder
> indonesische australianische oder chinesische urheberrecht
> beruecksichtigen??
Die Frage ist nicht: nach welchem Recht sich das richtet sondern:
Sind die Bedingungen fair? das deutsche Urheberecht kann dabei als Orientierungshilfe dienen.
Es gab mal eine Zeit, da schwirrte eine Empfehlung der SAZ durch die Köpfe, grundsätzlich keinen Vertrag unter 4% Autorenhonorar zu unterzeichnen ('grundsätzlich' heisst, es gibt u.U. Ausnahmen wie z.B. Lizenthemen).
Ich finde es ausgesprochen schade, dass die SAZ sich irgendwann (in den letzten drei Jahren?) davon verabschiedet hat und es nicht kritisierenswert findet, dass der Autor alle Rechte (außer der Namensnennung) ohne Gegenleistung an den - keinesfalls bedürftigen - Herausgeber abtritt.
> 4. es steht jede einzelperson frei, fuer sich zu entscheiden,
> an welche wettbewerbe zu welchen konditionen er wohl oder
> nicht teilnehmen will.
Ja, individuell ist das richtig. Ich spreche auch nicht von Vorschriften sondern von Empfehlungen.
Wenn die SAZ es begrüßt und durch die Veröffentlichung unterstützt, dass Autoren ohne Honorar für die Weltbank ein Spiel entwickeln, das einfach so in deren Eigentum übergeht, dann wird sowas langfristig Standard werden, und sehr schwer, hier zur Zeit noch geltende Standards wie das deutsche Urheberrecht zu halten.
Im Hinblick darauf sollte die SAZ beraten und Empfehlungen aussprechen.
Den ganzen externen Bereich mit "die SAZ übernimmt keine Verantwortung für externe Anfragen" zu überschreiben, um formal aus dem Schneider zu sein, reicht mir da nicht. Die SAZ sollte - wo es möglich ist - Verantwortung übernehmen, indem sie unangemessen starke Beeinträchtigungen von Autorenrechten klar benennt.
Früher hatte ich den Eindruck, dass das ein Anspruch der SAZ war, heute scheint das egal zu sein.
Es gibt Leute, die setzen sich dafür ein, die Urheberrechte von Autoren zu verteidigen. Ihre Arbeit wird durch eine solch unkritische Haltung erschwert.
> 5. seltsam ist aus meiner sicht nicht die empfehlung der SAZ,
> sondern die tatsache, dass du eine nicht-empfehlung polemisch
> nicht nur eine empfehlung, sondern sogar eine seltsame
> empfehlung nennst. denn der artikel is nicht von der SAZ
> geschrieben, sondern von dem SAZ-mitglied bruce whitehill.
Ich beziehe mich nicht auf den durchaus informativen Artikel sondern auf den Kommentar, für den nicht Bruce sondern 'die SAZ' verantwortlich zeichnet:
"Hinweis der SAZ: Bitte beachte das im Fall des Wett-
bewerbsgewinns Dein Name auf allen produzierten Spie-
len erscheint und du als Autor des Spiels anerkannt wirst;
Dein Spiel wird jedoch Eigentum des World Bank Institute."
Es handelt sich dabei m.W. nicht wirklich um eine SAZ-Formulierung sondern um eine Übernahme aus der Ausschreibung.
> ein kleiner SAZ-kommentar weist sogar warnend darauf hin, das
> das spiel eigentum der organisation werden wuerde. wo, lieber
> guenther, ist da die empfehlung??
Du siehst es als Warnhinweis, ich als Empfehlung. Warum?
Wie lese ich das?
"Hinweis der SAZ: Bitte beachte das im Fall des Wett-
bewerbsgewinns Dein Name auf allen produzierten Spie-
len erscheint (toll, das fordert ja die SAZ)
und du als Autor des Spiels anerkannt wirst; (also alles bestens)
Dein Spiel wird jedoch Eigentum des World Bank Institute."
(naja, wenn ich denn als Autor anerkannt werde ...).
Zur Anerkennung gehört aber auch ein angemessenes Honorar. Und was unter Eigentum zu verstehen ist, ist einem unbedarften Leser nicht unbedingt klar, zumal 'die SAZ' kurz vorher bestätigt, dass man ja als Autor anerkannt wird. Zudem ist die Aufgabe völliger Rechte nach deutschem Recht nicht möglich.
Meine Name auf einem Spiel, an dem ich gar keine Rechte habe - wurde deshalb die Namensnennung auf der Schachtel durchgesetzt?
Die Problematik besteht hierin, dass die SAZ die beschönigenden Formulierungen des Veranstalters übernimmt, anstatt bspw. zu schreiben:
"Bitte bedenke: Dein Name steht zwar auf der Schachtel, aber ansonsten verlierst du alle Rechte, da das Spiel gemäß Wettbewerbsbedingungen Eigentum der Weltbank wird."
(Eine andere Frage ist, ob es sich tatsächlich so verhält. Denn das deutsche Recht wird durch solche Wettbewerbsbedingungen glücklicherweise nicht ausser Kraft gesetzt. Entwickelst ein Deutscher in Deutschland ein Spiel, ist er Urheber und kann das auf legalem Weg gar nicht mehr ändern.)
> 6. ich meinerseits finde die entsprechende mitteilung in der
> SAZ-news voellig in ordnung, bedanke mich bei denjenigen, die
> diese viele arbeit immer wieder auf sich nehmen und wuerde es
> anstaendig finden, lieber guenther, wenn du dich, falls du
> der logik obiger behauptungen folgst, deine entschuldigung aussprichst.
Nun, wie du siehst, folge ich dieser Logik nicht.
Wenn soviele Leute, die SAZ-News vorher gelesen haben und ihnen das nicht aufgefallen ist, dann, so meine ich, ist in der SAZ das Gespür für Inhalte verloren gegangen. Das war schon bei der Erklärung zu Ravensburger so.
Bleiben folgende zwei von dir so nicht genannte Kritikpunkte an meinem Beitrag, auf die ich aber auch eingehen möchte:
1. Ich mache einen kleinen Lapsus öffentlich
Nun, ich sehe das nicht isoliert sondern in Zusammenhang mit anderen ähnlich gelagerten Erlebnissen, wo ich immer wieder die Erfahrung mache, das interne Hinweise einfach ignoriert werden. Zudem habe ich das Vertrauen in die SAZ verloren, dass sie diesen inhaltlichen Fehler nachträglich ändert.
Ausserdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Veröffentlichungen im Spielbox-Forum und auf der Spieleautorenseite anders als interne Aufforderungen tatsächlich etwas bewirken:
- Nach der letzten öffentlichen(!) Diskussion zur Gebühr überlegt der Vorstand jetzt eine neue Erklärung. Nach meiner Veröffentlichung zu Projekt Spiel gibt es eine Aufforderung in den SAZ-News Erfahrungsberichte zu schicken. Vorher (siehe Pöppelkiste-Interview Marcel) zeigte der Vorstand keine Bereitschaft sich damit auseinanderzusetzen.
Nach meiner Kritik auf der Spieleautorenseite an der Abwesenheit von Infos zu Alex Randolph gibt es inzwischen immerhin einen ganz kleinen Text. Vorher hatte ich ein Jahr lang erfolglos darum gebettelt.
Es ist Mist, dass es offensichtlich nur so läuft, aber wie sonst?
2. der Ton meines Beitrages
Angesichts verschiedener Vorfälle in den letzten Jahren, halte ich den insbesondere gegenüber dem Vorstand für wirklich angemessen.
So wurde ein in der AG.Öffentlichkeitsarbeit von mir gemachter Vorschlag, die SAZ-News in einen öffentlichen und einen internen Teil zu teilen, ohne mein Wissen und ohne meine Beteiligung vom Verwaltungsrat in das 'Best of SAZ-News' umgemünzt. Auf Nachfragen habe ich im Nachhinein nur diesen Fakt erfahren. Wie mein Vorschlag diskutiert und warum er geändert wurde, durfte ich bis heute nicht erfahren. Soetwas beschließen SAZ-Funktionäre in absolut geheimer Sitzung.
Meine im März06 imho sachlich formulierte Kritik hieran, wurde nie beantwortet:
"Hallo allerseits,
ohne dass da wieder eine Mega-Auseinandersetzung draus werden muss, eine
Bemerkung vorweg:
Ich finde es nicht gut, dass der VR soetwas beschließt, ohne vorher mit
den Mitgliedern der AG Öff. darüber zu sprechen, zumal der Beschluß auch
eine Reaktion auf meinen Vorschlag zu sein scheint, die SAZ-News (u.a.
wegen der Menge der Beiträge) in einen öffentlichen und einen internen
Teil zu trennen. Die Mitglieder der AG Öff werden so zu Statisten oder
Handlanger; es wirkt als seien eigene Ideen von anderen nicht erwünscht.
Und was auch etwas seltsam ist: Erst wird die Veröffentlichung
beschlossen, dann die Frage beantwortet: welche Inhalte packen wir da
rein? Umgekehrt halt ich es für sinnvoller.
Nun, ich finde ein 'Best of' grundsätzlich gut und mache dann mal
konstruktiv weiter: "
Und hier kamen dann meine Vorschläge für dieses Projekt. Ich war lange
Zeit der einzige, der Vorschläge machte; erst später wurden die
Agentur-Artikel (nicht gerade das Beste) ergänzt.
Als ich dann zwei Wochen später in etwas heftigerem Tonfall kritisierte, dass Marcel - ebenfalls unter Ausschluß der AG.Öff - mit einer Spielezeitung eine SAZ-Kolumne vereinbart hatte und zusätzlich mit dem Redakteur Geheimhaltung darüber (auch gegenüber SAZlern), bekam ich innerhalb von 15 Minuten Antwort ...
Marcel machte mir dann später klar, dass es seine persönliche SAZ-Kolumne sei und die AG-Öffentlichkeitsarbeit nicht daran beteiligt wird, die dafür vorgesehenen Inhalte zu diskutieren. Auf meine Frage, wozu es dann die AG.Öff gebe, antworte er, das wisse er auch nicht...
Etwa gleichzeitig erfuhr ich zufällig aus dem spielxpress-forum, dass Jens-Peter eine SAZ Kooperation mit dem spielxpress vereinbart hatte: http://www.spielxpress.com/bbforum/viewtopic.php?t=77
Jens-Peter verteilte die Interview-Jobs an persönliche Bekannte, hielt diese Kooperation aber vor fast allen SAZ-Mitgliedern, auch vor den Mitgliedern der AG Öffentlichkeitsarbeit, geheim. Die in Weilburg sachlich vorgebrachte Kritik daran prallte an ihm ab.
Im Abstand von vier Wochen kamen zwei spielxpress-Anfragen nach Interviewpartnern, die unbeantwortet blieben. Als spielxpress mich dann direkt fragte, ob ich für ein Interview zur Verfügung stünde, erläuterte ich der Redaktion die Situation und dass ich diesen Informationsvorteil gegenüber den anderen Mitgliedern nicht ausnutzen wollte. Ich empfahl den Redakteuren, um eine Veröffentlichung in den SAZ-News zu bitten. Gleichzeitig veröffentlichte ich Infos über die Interviews auf der Spieleautorenseite.
Es brauchte diesen Umweg, damit die SAZ-Mitglieder von der Kooperation SAZ-spielxpress erfahren durften, ein Jahr nachdem sie begonnen worden war.
Ebenso ist es meiner Inititative zu verdanken, dass der erweiterte Verwaltungsrat (Verwaltungsrat + interessierte SAZ-Mitglieder) dieses Jahr in Göttingen tagte. 2005 war dieses imho wichtige Gremium ausgefallen, weil der alte Vorstand (Andrea und Anja) zu dieser Zeit ihr Amt an den neuen Vorstand (Marcel und Jens-Peter) abgeben wollte, der dann auf der anschließenden Mitgliederversammlung gewählt wurde. Es gab damals eine Menge Stunk, weil das klammheimlich geschah. Als es in diesem Jahr wieder keine Einladung zur erw. VR-Sitzung gab, habe ich die beantragt und in einer mehrere Wochen dauernden knapp ausgehenden Abstimmung wurde dieser Antrag angenommen.
Und das war so ziemlich das einzig positive Erlebnis mit dem Vorstand.
Soetwas ist alles sehr anstrengend, anstrengender noch als es hier zu lesen. Es gibt jede Menge weiterer solcher Fälle. Es handelt sich dabei leider nicht um Unfälle, sondern um das Arbeitsprinzip unseres Vorstands.
Ein internes Forum kann solcher Heimlichtuerei entgegenwirken. Was in der Vergangenheit war, muss dazu nicht mal ausführlich besprochen werden. Es reicht, wenn es ein internes Forum gibt und die Bereitschaft es zu benutzen, damit es in Zukunft anders werden kann.
Und auch diese Diskussion hier zeigt, dass der Vorschlag eines internen Forums Öffentlichkeit braucht, um wahrgenommen zu werden.
Ich belasse es jetzt erstmal dabei, habe keine Lust weitere Beispiele zu bringen. Aber ich denke, es ist deutlich geworden, weshalb ich der Meinung bin, dass es nicht an mir ist, sich zu entschuldigen.
Die SAZ zeigt sich hier in dem desolaten Zustand, in dem sie meiner Meinung nach ist. Das ist nicht schön. Aber man muss sowas ausprechen, damit sich was ändern kann. Und ob sowas der SAZ schadet oder nicht, wird sich daran zeigen, ob die SAZ in der Lage und willens ist sich zu ändern.
Ein internes Forum, das auch wirklich breit genutzt wird, wäre eine Möglichkeit dazu.
Gruß, Günter