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Wie wird man Kennerspieler?

Diskussionen über einzelne Spiele
Thygra
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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon Thygra » 31. Oktober 2016, 21:37

@BGBandit: Es ging oben um komplexere Spiele, nicht um so etwas wie Elements. Glaubst du wirklich, dass du auch nach mehrmaligem Lesen einer Regel alles so lückenlos drauf hast, dass du bei der Erklärung kein Detail vergessen kannst? Und dass es deshalb unnötig ist, nach der Erstpartie die Regel ein weiteres Mal zu lesen, um zu prüfen, ob man wirklich jedes Detail richtig gespielt hat?

Ehrlich: Ich bin schockiert.
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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon BGBandit » 1. November 2016, 06:14

Das glaube ich nicht nur, da bin ich mir sogar ziemlich sicher. Das heißt nicht, dass ich unfehlbar bin. Aber meine Fehlerquote ist dadurch garantiert nicht höher, nur weil ich es nicht im Anschluss nochmal überprüfe. Wobei ich die Erstpartie aber ja schon während des Regelstudiums quasi spiele. Kannst du also sehen wie du willst. Ist lediglich ne Frage der Lerntechnik. Bei mir dauert das Regelstudium eines komplexen Spiels auch gerne mal einen ganzenTag. Oder je nachdem, wie viel Zeit ich habe, auch gerne mal 2 Tage. Aber egal wie du es drehst: ich lerne die Regeln zusammen mit dem Spiel VORHER

Das ist doch in etwa so, wie mit dem Lernen für Klausuren: da hast du auch nicht die Möglichkeit es hinterher nochmal zu kontrollieren. Entweder es sitzt oder du schreibst ne schlechte Note.

Die Frage war doch: wie wird man Kennerspieler. Das Regelstudium gehört für mich da zu den grundlegendsten Sachen. Wenn ich die Regel nicht aus dem ff beherrsche, passiert sowas wie im Eingangspost: es muss geblättert werden, den Leuten wird langweilig am Tisch und dann war's das.

Dazu kommt allerdings, dass nicht jeder, der die Regeln selbst beherrscht, auch ein guter Erklärbär ist. Ist ebenfalls wie in der Schule. Es gibt Lehrer, die kennen die Antwort auf jede noch so kleine Frage, aber können das Wissen nicht oder nur schlecht vermitteln. Das kann man zum Teil lernen, zum Teil muss man es aber auch einfach können.

Wenn ich aber die Regeln nicht beherrsche, fehlt mir dazu allein schon die Grundlage. Solange es Spielgruppen gibt, wo das Lernen am Tisch kein Problem ist, mag das keine Rolle spielen. In anderen Gruppen (Eingangspost) aber schon.

Die Regeln von jemandem erklärt zu bekommen, der die Regeln nicht flüssig beherrscht, ist für mich persönlich (und das mag jeder anders beurteilen) aber auch ein absolutes No-Go. Ich bin da auch wenig tolerant ehrlich gesagt und breche sowas ab, wenn mir das zu lange dauert und ich merke, dass derjenige das Spiel nicht beherrscht. Wenn irgendwas kurz nachgeschlagen werden muss, ok. Aber wenn jemand während des Spiels fast die komplette Regel nochmal nachlesen muss, krieg ich n Hals. Zumindest bei uns im Club, wo abgemacht ist, dass wir Regeln vorbereiten. Auf offenen Spieletreffs ist das etwas anders. Da muss man davon ausgehen, dass "Fremde" das nicht wissen. Und evtl. etwas mehr Geduld haben
Zuletzt geändert von BGBandit am 1. November 2016, 08:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon BGBandit » 1. November 2016, 07:03

Ich glaube nicht, dass jemand generell zu doof ist, wenn er eine Spielregel nicht versteht. Lernen hat nicht unbedingt was mit Doofsein zu tun.

Aber Tatsache ist, dass Menschen unterschiedlich lernen. Einigen fällt sowas leicht, anderen eher schwer.

Was ich damit sagen will: Nur weil ich mir Regeln am besten selbst beibringen kann, heißt das nicht, dass das bei anderen auch funktioniert. Hier in diesem thread wird es also keine Schema F Lösung geben. Man muss ausprobieren.

Manche lernen die Regeln am einfachsten, wenn sie selbst lesen, andere schauen Youtubevideos oder bei der SO, andere lassen es sich von einem Erklärbären erzählen ... und einige lernen es dann letztendlich auch nie.

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon Dee » 1. November 2016, 07:52

Hier mal ein paar Beispiele, wo das spätere erneute Lesen der Regeln Fehler aufdeckte, die während des Spiels nicht auffielen:
* Rokoko: Man kann sich Karten aus dem Nachziehstapel auswählen und zieht nicht nur die obersten drei.
* Takenoko: Der Gärtner bewässert alle gleichfarbigen, benachbarten, bewässterten Felder, nicht nur das, auf dem er steht.
* Galaxy of Trian: Auf Planetensystemen darf es nur eine Forschungs-/Raumstation geben, anstatt mehrere.
* Myrmes: Der Spieler, der als erstes eines Auftrag erfüllt, bekommt danach Siegpunkte für die Spieler, die ihn danach erfüllen. Und nicht dafür, das er selbst den Auftrag ein zweites Mal erfüllt.
* Star Wars Rebellion: Die Liste ist zu lang, um alles aufzuzählen. ;)

Bei allen Spiele galt: Wir haben die Anleitung gelesen, gespielt, dabei ggf. schnell was nachgeschlagen. Hätten wir aber nicht danach noch einmal die Regel gelesen und mit der Spielerfahrung verglichen wären uns die Fehler nie aufgefallen. Zu Deutsch: Man kann nicht wissen, was man alles falsch gemacht hat, wenn man es nicht überprüft, sondern nur darauf verlässt, dass man nichts falsch gemacht hat, weil man ja die Regel vorher gelesen hat. Und da wir alle Menschen sind (denke ich zumindest), machen wir alle Fehler. :)

Aber das darf natürlich jeder halten, wie er mag. Bei uns hat es sich bewährt, einfach aus Sicherheit noch einmal die Regel zu prüfen, selbst wenn wir uns für regelsicher hielten. (Das mit Rokoko habe ich erst ein Jahr später nach fünf "falschen" Partien herausbekommen.)

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon BGBandit » 1. November 2016, 08:24

Das mag für euch durchaus zutreffen. Aber du hast es selbst geschrieben:

Ihr habt:

1. Regeln gelernt
2. gespielt und dabei ggfs. nochmal was nachgeschlagen
3. überprüft und festgestellt, dass ihr Fehler gemacht habt

Bei mir ist das Ganze, wie oben geschrieben, ein wesentlich längerer Prozess, der einfach nur gleichzeitig abläuft. Ich prüfe schon WÄHREND des Spielens/Regellernens alles doppelt und dreifach. Ich konstruiere auch während des Regellernens Situationen, um bestimmte Abläufe darzustellen. Und ich spiele dabei auch vollständige Partien.

Ich habe zugegebenermaßen auch etwas mehr Zeit für sowas, als andere und nutze diese Zeit auch. Aber es ging ja um das Verständnis und wie man Regeln überhaupt lernt. Ich komme mit dieser Lernmethode einfach am besten klar.

Im Prinzip machen wir es doch beide gleich. Der Unterschied ist lediglich, dass ich das alles mache, BEVOR ich auf meine Mitspieler losgehe, damit ich denen nix falsches erzähle. Darum ging es doch im Eingangspost.

Ich möchte nichts falsch spielen oder meinen Mitspielern etwas falsch erklären, bzw auch gar nicht erklären und dann wollen die womöglich ein Spiel nicht mehr spielen, nur weil ich das mit den Regeln nicht hinkriege. Das ist einfach mein persönlicher Anspruch an mich selbst. Das heißt ja nicht, dass ich keine Fehler machen kann oder unfehlbar wäre

@Thygra @Dee

Mal ne Gegenfrage: Wieso sollte ich ein Spiel spielen, von dem ich mir NICHT 100%ig sicher bin, dass ich die Regeln beherrsche? Das ist für mich wie kochen, feststellen dass es nicht schmeckt und hinterher merken, dass man 5 Zutaten vergessen hat, weil man das Rezept nicht gelesen hat

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon Florian-SpieLama » 1. November 2016, 10:55

Kann es sein, dass ihr ein bisschen aneinander vorbeiredet.

Ich glaube schon das Thygra und Dee auch davon ausgehen, dass die Regel "GEFÜHLT" zu 100% sitzt. Aber es kann doch mal vorkommen, dass man eine Sache falsch abspeichert. Du kannst doch eine Regel lesen und dir dann zu 100% sicher sein, dass du 2 Karten nachziehen musst. Bei deinen Spielsituation und nochmal lesen überspringst/überfliegst du den Teil nur, weil du dir im Kopf denkst: Ja das ist das mit den 2 Karten nachziehen, dumdidum was kommt danach?...
Dann erklärst du es so, spielst es so. Und dann kommt einer der das Spiel kennt und sagt dir, dass man aber 3 Karten nachliest.

Verstehst du? Es gibt ne Menge Regeln, die nicht so grundlegend sind, dass sie sich komplett falsch anfühlen, wenn man sie falsch spielt. Oder die komplex sind, dass man ins stocken gerät. Es geht um Regeln, die für dich eigentlich klar sind, aber du hast sie nunmal falsch abgespeichert. Das passiert nunmal gern bei Kleinigkeiten.

Um bei deinem Schul-Vergleich zu bleiben: Was bringt es dir, dich in der Klausur zu 100% sicher zu fühlen, wenn du sie schreibst, aber niemand sie kontrolliert. Ohne die Kontrolle wirst du nie wirklich wissen, ob du wirklich die 100% hast und eine Note kriegst du auch nicht.

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon BGBandit » 1. November 2016, 11:13

Ich bin eher überrascht, dass das überhaupt jemand anders sehen könnte, dass man die Regeln eines Spiels VOR dem Spiel lernt. Und zwar so, dass sie sitzen. Ich habe das für selbstverständlich und auch logisch gehalten. Die Regel ändert sich ja nicht, nur weil ich sie zum x. Mal lese. Was mir beim 4. Mal lesen nicht auffällt, wird mir also sehr wahrscheinlich auch beim 5. Mal nicht auffallen.

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon Gabi Goldschmidt » 1. November 2016, 15:23

Malte hat geschrieben:Ich selber würde mich irgendwo zwischen Kenner und Experte ansiedeln, aber wenn jemand eine Neuheit mitbringt und erstmal das Regelheft rausholt und dann beginnt vorzulesen, dann verlasse ich den Tisch. Weil derjenige sich so schlecht vorbereitet hat, das er selber alles nachlesen muss. Wenigstens der Erklärer muss in meinen Augen so gut vorbereitet sein, dass er das Spiel frei erklären kann. Sonst zerrt es an den Nerven aller und es dauert ewig und bei Unverständnissen will jeder in der Regeln schauen ergo: Chaos.

Das kann ich nur so unterschreiben!
Vorgelesene Regeln anzuhören ist wie früher in der Schule ein vorgelesenes Referat präsentiert zu bekommen: SPÄTESTENS nach 5 Minuten stehen meine Ohren auf Durchzug: ich kann nichts mehr von dem Text aufnehmen.
Es ist eine Zumutung für die Zuhörer! Es geht doch nichts über ein strukturiertes Vortragen der Regel in freier Rede.

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon Dee » 1. November 2016, 16:00

@Flo: Ich denke, auch dass ich mit BGBandit aneinander vorbeirede. Du hast es sehr gut zusammengefasst. Man denkt eben nur, dass man alles weiß. Ich hinterfrage grundsätzlich alles, was ich sage (auch Spielregel-Erklärungen) und prüfe dies später daher nach. Manchmal erst viel später, aber meist mache ich das. Vor allem bei neuen Spielen.

Aber es gibt sicherlich auch Menschen, die das Gelernte gleich korrekt abspeichern und es abzurufen vermögen. Ich/Wir können das nicht, daher prüfen wir lieber.

@BGBandit: Und tatsächlich ändern sich Regeln, wenn man sie mehrfach liest. Vor allem wenn dazwischen etwas Abstand ist und man ein, zwei Spielchen getan hat. (Und natürlich ist der Regeltext immer noch der gleiche, aber das Verständnis und die Aufnahme des Lesers ist eine andere, da er nun viel mehr Kontext hat.)

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon BGBandit » 1. November 2016, 16:30

Dee hat geschrieben:
Aber es gibt sicherlich auch Menschen, die das Gelernte gleich korrekt abspeichern und es abzurufen vermögen.

Danke

@BGBandit: Und tatsächlich ändern sich Regeln, wenn man sie mehrfach liest. Vor allem wenn dazwischen etwas Abstand ist und man ein, zwei Spielchen getan hat. (Und natürlich ist der Regeltext immer noch der gleiche, aber das Verständnis und die Aufnahme des Lesers ist eine andere, da er nun viel mehr Kontext hat.)

Ist bei vielen komplexen Spielen tatsächlich so. Nur wo ist der Unterschied, ob ich mir die Regel SOFORT mehrmals durchlese während ich SOFORT mehrfach spiele, oder das in einem zeitlichen Absatnd tue, wo ich noch mehr wieder vergessen kann?



Ich glaube ihr verliert ein wenig den Fokus. Der Threadersteller hatte gefragt, wie er es hinbekommt eine Regel im VORFELD so zu lernen, dass man sie HINTERHER seinen Mitspielern erklären kann.
So wie andere ihre Methode beschrieben haben, habe ich dann eben meine beschrieben.

Ich habe ja nicht behauptet, das ich deswegen keine Fehler machen kann. Aber für mich hört es sich ein wenig paradox an, jemandem vorzuwerfen, dass er die Regeln vor dem Spiel möglichst genau lernt. Und zwar so genau, dass derjenige sich sicher ist, sich nicht mehr selbst überprüfen zu müssen, weil er das ja während des Regelstudiums schon mehrfach getan hat. Zumal ich als Blogger die Regeln noch genauer lernen muss, als es vllt. jemand für einen freien Brettspielabend tun muss.

Wenn ihr auf einem Brettspielabend einen Fehler macht, ist der worst case, dass das Spiel nicht funktioniert. Stell dir vor was ein Thygra mit mir machen würde, wenn ich ein Pegasus Spiel rezensiere und dabei rauskommt, dass ich es falsch gespielt habe und deswegen womöglich noch schlecht benotet habe.

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon Thygra » 1. November 2016, 16:42

BGBandit hat geschrieben:Aber egal wie du es drehst: ich lerne die Regeln zusammen mit dem Spiel VORHER

Das macht wohl jeder erfahrene Spieler so. Das muss man meines Erachtens nicht extra betonen.

BGBandit hat geschrieben:@Thygra @Dee
Mal ne Gegenfrage: Wieso sollte ich ein Spiel spielen, von dem ich mir NICHT 100%ig sicher bin, dass ich die Regeln beherrsche?

Weil ich mir vielleicht nicht einen ganzen Tag Zeit nehmen kann, um ein Spiel vorzubereiten. Bist du Studentin? Oder wie machst du das?

BGBandit hat geschrieben:Ich bin eher überrascht, dass das überhaupt jemand anders sehen könnte, dass man die Regeln eines Spiels VOR dem Spiel lernt.

Hat das oben jemand geschrieben? Das habe ich dann übersehen. Bei einem komplexen Spiel geht das sicher nicht, da sind wir derselben Meinung.

Was mir beim 4. Mal lesen nicht auffällt, wird mir also sehr wahrscheinlich auch beim 5. Mal nicht auffallen.

Richtig. Und trotzdem kann es Details geben, die du auch beim 5. Lesen übersiehst.

Dee hat geschrieben:@BGBandit: Und tatsächlich ändern sich Regeln, wenn man sie mehrfach liest. Vor allem wenn dazwischen etwas Abstand ist und man ein, zwei Spielchen getan hat. (Und natürlich ist der Regeltext immer noch der gleiche, aber das Verständnis und die Aufnahme des Lesers ist eine andere, da er nun viel mehr Kontext hat.)

Danke für den letzten Satz. Du hast das formuliert, was mir im Kopf herumschwirrte, ich aber nicht in Worte zu fassen vermochte.

Wobei BGBandit diesen Kontext nach ihrer Meinung bereits hat, weil sie das Spiel alleine für mehrere Spieler durchsimuliert. Ich kenne dieses Verfahren gut, ich mache das auch gerne so, dass ich Partien alleine simuliere. Und trotzdem lese ich hinterher(!) die Regeln immer noch ein weiteres Mal durch.

Natürlich gibt es Spiele, die man ohne Probleme fehlerfrei erklären kann. Auch komplexe Spiele. Das hängt davon ab, wie viele Details intuitiv richtig gespielt werden. Aber je mehr Kleinigkeiten eine Spielanleitung umfasst und je mehr Dinge nicht gleichförmig, sondern unterschiedlich geregelt sind, um so größer die Gefahr, dass man ein Detail in der Erstpartie nicht richtig spielt.

Aus eigener Erfahrung habe ich zum Beispiel bei "Orleans" und "Marco Polo" nach der Erstpartie durch Lesen der Anleitung noch Kleinigkeiten entdeckt, die wir nicht korrekt gespielt hatten. Was teilweise (bei Orleans) auch daran lag, dass die Anleitung nicht so gut formuliert war, dass man alles auf Anhieb richtig interpretieren konnte.

Deshalb bleibe ich ganz klar bei meiner Empfehlung: Wenn man Kennerspieler werden möchte, sollte man auf jeden Fall nach der gespielten Erstpartie die Anleitung noch mal lesen. Daran kann auch die Ausnahme von der Regel namens BGBandit nichts ändern, weil nicht jeder so ein Ausnahmetalent ist, dass er sich ein Beispiel an ihr nehmen auf dieses nochmalige Lesen verzichten sollte.

@BGBandit: Das ist nicht negativ dir gegenüber gemeint, sondern ganz im Gegenteil. Du scheinst wirklich ein Ausnahmetalent zu sein, wenn du das immer fehlerfrei hinbekommst. Finde ich bewundernswert, aber du solltest nicht davon ausgehen, dass andere das auch so gut können. (Das war ein Kompliment!)
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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon BGBandit » 1. November 2016, 17:25

Thygra hat geschrieben:
Weil ich mir vielleicht nicht einen ganzen Tag Zeit nehmen kann, um ein Spiel vorzubereiten. Bist du Studentin? Oder wie machst du das?

Aktuell bin ich Arbeitnehmerin im Mutterschutz, Studentin mit freier Zeiteinteilung und arbeite noch im Betrieb meines Mannes :D Aber ich kann mir meine Zeit tatsächlich einteilen wie ich lustig bin und der Kleine mich lässt

Richtig. Und trotzdem kann es Details geben, die du auch beim 5. Lesen übersiehst.

Das will ich nicht bestreiten, dass dass durchaus vorkommen kann. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das etwas spielentscheidendes im Sinne des Eingangsposts ist, ist doch eher gering

Wobei BGBandit diesen Kontext nach ihrer Meinung bereits hat, weil sie das Spiel alleine für mehrere Spieler durchsimuliert. Ich kenne dieses Verfahren gut, ich mache das auch gerne so, dass ich Partien alleine simuliere. Und trotzdem lese ich hinterher(!) die Regeln immer noch ein weiteres Mal durch.

Mache ich ja auch, nur bevor ich es meinen Mitspielern erkläre (im Sinne des Eingangsposts). Dann habe ich das Spiel bereits um die 5x gespielt

Natürlich gibt es Spiele, die man ohne Probleme fehlerfrei erklären kann. Auch komplexe Spiele. Das hängt davon ab, wie viele Details intuitiv richtig gespielt werden. Aber je mehr Kleinigkeiten eine Spielanleitung umfasst und je mehr Dinge nicht gleichförmig, sondern unterschiedlich geregelt sind, um so größer die Gefahr, dass man ein Detail in der Erstpartie nicht richtig spielt.

Ganz wichtiger Punkt. Je weniger intuitiv ein Spiel ist, desto eher macht man Fehler

Was teilweise (bei Orleans) auch daran lag, dass die Anleitung nicht so gut formuliert war, dass man alles auf Anhieb richtig interpretieren konnte.

Deswegen reite ich so gerne auf Regeln rum ;-)


Deshalb bleibe ich ganz klar bei meiner Empfehlung: Wenn man Kennerspieler werden möchte, sollte man auf jeden Fall nach der gespielten Erstpartie die Anleitung noch mal lesen.

Solange du nicht mehr schockiert bist, soll mir das Recht sein :D


@BGBandit: Das ist nicht negativ dir gegenüber gemeint, sondern ganz im Gegenteil. Du scheinst wirklich ein Ausnahmetalent zu sein, wenn du das immer fehlerfrei hinbekommst. Finde ich bewundernswert, aber du solltest nicht davon ausgehen, dass andere das auch so gut können. (Das war ein Kompliment!)

Danke. Nein, ich bin mit Sicherheit kein Ausnahmetalent. Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass es wesentlich einfacher ist, die Regeln gleich zusammen mit dem Spiel zu lernen. Wichtige Dinge schreibe ich mir auch raus oder drucke mir Spielübersichten aus. Und ein bisschen fällt es mir vielleicht auch leichter als anderen, Regeln zu lernen (solange ich sie mir selbst beibringe; Regeln durch Zuhören von anderen lernen fällt mir dafür umso schwerer). Dafür habe ich die Regeln nach 3 Wochen aber auch wieder vergessen, um Platz für neue Spielregeln zu schaffen. :rolleyes:


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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon Dee » 1. November 2016, 17:50

Was teilweise (bei Orleans) auch daran lag, dass die Anleitung nicht so gut formuliert war, dass man alles auf Anhieb richtig interpretieren konnte.

Ich denke, hier sprichst Du noch eine wichtigen Punkt an, wo Kennerspieler manchmal an ihre Grenzen stoßen. Ich habe schon relativ einfache Spiele gespielt, aufgrund der Anleitung war es aber mir einfach nicht möglich, alleine eine Partie zu bestreiten, weil ich das Spiel bzw. den Spielfluss einfach nicht verstanden habe (Ich nenne absichtlich keine Beispiele, aus dem Stegreif fallen mir drei ein). Gerade bei solchen Spielen stellt sich dann erst während des echten Spiels (also mit anderen Menschen) ein Spielverständnis heraus. Und gerade dann finde ich meist Fehler in meiner Erklärung (die eben aus dem nicht verstanden Spiel herrühren).

Aber natürlich kann man das nicht so allgemein sagen. Es gibt gute Anleitungen, die manchmal doch nicht meinen Kopf wollen, und umgekehrt komplexe Vorgänge, die sich so wunderbar und intuitiv spielen, dass man nicht mal eine Anleitung bräuchte.

Daher der Hinweis an den Threadersteller: Manchmal ist das Problem gar nicht der Spielerklärer (also man selbst), sondern die Anleitung. ;)

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon ElPeludo » 2. November 2016, 13:23

Spannende Diskussion! Ich geh mal vom Erklären an sich zurück zu Spieleauswahl :) Ich denke auch, man fährt am Besten, wenn man sich Stück für Stück annähert und weiterentwickelt. Ich würde auch versuchen das mit der gleichen Art von Spielen zu machen, also Spiele die auf den gleichen Mechanismen aufbauen. Ist Tzoklin z.b. das erste Spieler mit Worker Placement, so wird man erstmal eine Weile brauchen um das überhaupt zu verstehen. Hat man hingegen schon Erfahrung mit Arbeitern und einsetzen, ist es halb so wild, da eigentlich nur die Scheiben und die Bewegung ins Spiel kommen. 7 Wonders wirkte am Anfang auch komplitziert für mich, da es das erste Spiel mit Drafting war, das ich gespielt habe. Hier würde ich z.b. mit etwas wie Sushi Go anfangen, dann 7 Wonders spielen und danach zu 7 Wonders Duel gehen. Also solche "Ketten" bilden.

Sushi Go -> 7 Wonders -> 7 Wonders Duell
Stone Age/Säulen der Erde -> Agricola Familienspiel -> "normales" Agricola -> ...

In unserer Runde spielen wir hauptsächlich Euros, weshalb wir uns beispielsweise mit Level 7 Omega Protocoll extre schwertun, und ständig am Nachschlagen sind. Wie ist das nun mit Line of Sight, wer bewegt sich wohin etc. etc., bei uns dauert so ein Spiel ewig und ist schleppend und der Einstieg ist jedes Mal eine Hürde. Runden die in diesem Genre mehr Erfahrung haben, werden nun evtl lachen, da für sie kaum "neues" dazugekommen ist. Uns ist. z.B. Tzolkin dafür extrem leicht gefallen :)

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon Winston » 2. November 2016, 15:19

Progressives Einführen ist js schön und gut aber ich sehe da ein paar Probleme:
- die Spiele die "Zwischenschritte" sind müssen auch noch interessant sein, wenn man am Ziel angelangt ist. Ein Spiel nur deshalb zu besitzen um es als Zwischenschritt zu verwenden halte ich für falsch. Da spreche ich aus eigener Erfahrung. In meiner Stammgruppe spielen wir, seit alle 7 Wonders kennen, kein Sushi Go mehr.
- Ich würde mich nicht krampfhaft an einen Mechanismus klammern. Marco Polo hat nicht nur Dice/Worker Placement sondern auch Ressourcenmanagement, variable Spielerfähigkeiten, Routenoptimierung ... . Nicht das Dice Placement alleine macht das Spiel komplex sondern das behalten aller Optionen und finden einer guten Strategie. Wenn die Spieler Erfahrung mit Spielen hast die ähnliche Ziele verfolgen...sprich abwägen vieler Optionen, kurz-/langfristige Planung,.. dann ist der Setzmechanismus mM dein geringstes Problem :)

Also um Kennerspieler zu werden sollte man eines tun: Spielen :)

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Re: Wie wird man Kennerspieler?

Beitragvon ElPeludo » 2. November 2016, 15:32

Winston hat geschrieben:- die Spiele die "Zwischenschritte" sind müssen auch noch interessant sein, wenn man am Ziel angelangt ist. Ein Spiel nur deshalb zu besitzen um es als Zwischenschritt zu verwenden halte ich für falsch.


Stimmt natürlich, berechtigter Einwand! Mit Ausnahme von den 2 Agricolas (braucht man sie tatsächlich beide? Ich auf jeden Fall nicht...) spiele ich aber alle der genannten Spiele gern und würde sie auch behalten. Klar, 7 Wonders bietet mehr Tiefe und ist das komplexere Spiel, aber als Absacker, oder für die Mittagspause ist Sushi Go großartig (für mich jedenfalls.), anderer Einsatzzweck halt :) . Aber ja, du hast Recht, ein Spiel nur zu kaufen um danach was anderes spielen zu "können" oder "dürfen" ist Blödsinn.

Winston hat geschrieben: Also um Kennerspieler zu werden sollte man eines tun: Spielen :)

:heart: :D


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