Beitragvon Jens-Peter Schliemann » 17. Februar 2002, 13:05
Hi,
> Mir ist aufgefallen, daß ca. 99 % aller hier im Forum
> diskutierten Spiele sogenannte thematische Spiele sind.
> (Ausnahmen: Dvonn und T&W) Ich bin der Meinung, daß ein gut
> funktionierender Spielmechanismus überhaupt kein Thema
> benötigt, dises oftmals sogar vom Spiel ablenkt. Ich behaupte
> sogar,viele Spiele bekommen ein Thema aufgesetzt, um
> Schwächen im Spielmechanismus zu vertuschen.
Ich denke, dass es einen ziemlich grundsätzlichen Unterschied zwischen abstrakten und thematischen Spielen gibt, d.h. es werden verschiedene Ansprüche gestellt:
Ein abstraktes Spiel erlaubt sicherlich sehr viel freiere Entscheidungen und Interpretationen und bezieht daraus seinen Reiz bezüglich der Spieldynamik, während ein thematisches Spiel sehr viel mehr an einer Story entlang designt sein sollte und über ihre Entscheidungsassoziationen letztlich auch entscheidungsärmer in ihrer Quantität ist. Wenn allerdings das Thema gut ist, gewinnt es durch die konkreten Interpretationsmöglichkeiten bzw. dieser Aspekt bedingt, ob das gewählte Thema gut ist.
Wir haben hier in Deutschland eine Szene, die das thematische Spiel hochhält, was so gut funktioniert. Ich würde mich freuen, wenn es auch eine starke Community für abstrakte Spiele entwickeln würde. Da es so viele sehr gute abstrakte Klassiker gibt, ist es allerdings schwer, dem Image entgegenzutreten, dass auf diesem Niveau kaum Autorenspiele zu finden sind.
Deine Kritik, dass Themen allzuoft aufgesetzt sind, kann ich gut nachvollziehen. Mir persönlich würde dann ein abstrakter Zugang besser gefallen.
Um Schwächen im Spielmechanismus zu vertuschen - so glaube ich - werden keine Themen gewählt. Vielmehr muss ein Autor, der ein thematisches Spiel designt eher einen Kompromiss zwischen Spielstruktur und Assoziation eingehen, so dass hier der Anspruch ein anderer ist. Ich stimme Dir aber zu, dass ich einen Spielmechanismus, der phänomenologisch auf den Punkt gebracht worden ist, faszienierender finde!
Jens-Peter