Raymond E. Feist ist einer der weltweit meistverkauften Autoren der High Fantasy. Seine Bücher haben sich weltweit mehrere zehn Millionen Mal verkauft und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter auch ins Deutsche. Sein bekanntestes Werk ist wohl sein Debüt-Fantasy-Roman, der im Doppelpack erschien: Magier: Apprentice (in Deutschland als Der Lehrling des Magiers veröffentlicht) und Magician Master (Der Verwaiste Thron). Diese beiden Bücher setzten eine Kette von Folgebänden in Gang und schufen eine der größten Fantasy-Welten der Literaturgeschichte – Midkemia. Insgesamt hat Feist rund 30 Bücher veröffentlicht, die auf Midkemia basieren. Es gibt wohl kaum eine größere Fantasy-Welt mit einer größeren Anzahl von Büchern, die mit ihr verbunden sind.
Wenn Feist also so einen Erfolg hatte, warum gibt es dann keine Videospiele, die auf der Welt von Midkemia basieren? Doch, die gibt es. Zwei Spiele – Betrayal at Krondor und Krondor the Return – wurden 1993 bzw. 1998 veröffentlicht. Es waren RPG-Spiele mit mäßigem Erfolg. Aber sie zeigten nur einen kleinen Teil von Feists Weltenbau. „Krondor“ bezieht sich auf nur eine Stadt in Feists Welt Midkemia, daher wäre die Beschränkung des Großteils der Handlung auf diese Stadt so, als würde man in allen „Herr der Ringe“-Spielen nur die Ereignisse in Minas Tirith zeigen. Feist hat eine riesige Fantasiewelt entwickelt, die sich perfekt für ein ehrgeiziges MMORPG zur Erforschung eignen würde.
Heute gibt es zahlreiche Fantasy-MMORGs
Natürlich gibt es heute eine Fülle von Fantasy-MMORPGs, darunter auch hochwertige Free-to-Play MMORPGs für deutsche Spieler. Man könnte also argumentieren, dass Midkemia auf einem bereits überfüllten Markt wenig zu bieten hat. Doch wie wir bereits angedeutet haben, hat Feist einen Umfang geliefert, der selbst Tolkien in nichts nachsteht. Solche MMPORG-Spiele wie Herr der Ringe Online sind seit ihrer Erstveröffentlichung Mitte der 2000er Jahre ständig gewachsen, und sie können dies auch weiterhin tun, weil sie über eine große Menge an Quellenmaterial verfügen. Feist könnte da mithalten.
Besonders interessant an Midkemia ist, dass es als Rollenspiel begann. Feist und seine College-Freunde waren Fans des Dungeons & Dragons-Rollenspiels, also beschlossen sie, ihr eigenes zu entwickeln. In den frühen 1980er Jahren beschloss Feist, Bücher zu schreiben, die auf der Welt basierten, die er und seine Freunde in Form eines Rollenspiels geschaffen hatten. Er schrieb diese Bücher bis in die 2010er Jahre. Auch wenn ein Großteil der Kreationen von Feist stammt, sind die Ursprünge der Bücher als Rollenspiel wichtig, da sie verschiedene Gesellschaften, Regeln und Mythologien in der gleichen Weise wie D&D darstellen. Somit sind viele der Strukturen für ein MMORPG geeignet.
Feists Welt umfasst alte und neue Fantasy-Tropen
Wer mit Feists Büchern nicht vertraut ist, dem können wir kurz ein paar Details nennen. Die eigentliche Handlung spielt im Königreich der Inseln, einer Nation in der Welt von Midkemia. Es wird von Menschen, Elfen, Zwergen, Goblins, Trollen, Drachen und anderen magischen Kreaturen bewohnt, die für die High Fantasy typisch sind. Feist lehnt sich zwar stark an Tolkien und D&D an, setzt aber auch eigene Akzente, vor allem bei der Erforschung der Konzepte von Magie und magischen Gegenständen. Feists Charaktere reisen in andere Welten, darunter auch die Welt von Kelewan, was jeder Spielwelt die Möglichkeit gibt, sich zu erweitern.
Wie es bei vielen Büchern der Reihe zu erwarten ist, erstreckt sich die Handlung über einen langen Zeitraum, der sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt. So kann Feist neue Figuren, Handlungen, Feinde und Ideen einbringen. Aber einige – sicherlich nicht alle – der Hauptfiguren bleiben in den meisten Büchern erhalten, so dass ein gewisses Maß an Konsistenz gewahrt bleibt. Die meisten der Haupthandlungsstränge drehen sich um den Magier Pug. Dennoch gibt es viele Hauptfiguren, die die Stränge der Geschichte aufgreifen.
Am wichtigsten ist vielleicht, dass Feist seine eigenen einzigartigen Fantasy-Kreationen hat, die sich für jeden Spieler neu anfühlen würden. Dazu gehören die Dread Lords, Wesen mit dunklem Aussehen, die selbst das Gras verdorren lassen, auf dem sie gehen, und die Valheru, eine Art Halbgott, der einst über Midkemia herrschte und magische Drachen anführte. Das Quellenmaterial reicht aus, um mehrere Videospiele mit jeweils neuen und interessanten Handlungssträngen zu entwickeln. Falls jemand die Chance ergreift, wäre es perfekt für ein umfassendes MMORPG, das die Spieler über Jahre hinweg beschäftigen könnte.
Selbstverständlich würde es viel mehr Platz in Anspruch nehmen, als wir hier haben, um jeden Aspekt einer Serie von mehr als 30 Büchern zu erklären, doch reicht es aus, zu sagen, dass es sich um eine der am meisten ungenutzten Ressourcen in der Welt der High-Fantasy handelt.