Star Wars Outlaws wurde von vielen mit Spannung erwartet, gerade weil es sich um ein Open-World-Spiel im Star-Wars-Universum handelt. Die Stimmung wurde jedoch getrübt, als IGN Mitte Juli exklusive Spielszenen veröffentlichte. Das Video zeigt eine Mission auf Tatooine, die mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde.
Ein Wüstenplanet war sicher auch nicht die beste Wahl für einen Trailer. Die Nebenmission ist relativ unspektakulär. Allerdings wollte man keine Hauptmission zeigen, die bereits Story-Spoiler enthalten hätte. Die große Welle der Unzufriedenheit ließ auch die Spielepresse an dem Projekt Star Wars Outlaws zweifeln. Umso überraschender sind die vielen positiven Testberichte nach der Veröffentlichung am 30. August 2024.
Das Action-Adventure erreicht bei der Fachpresse immerhin 76 von 100 Punkten auf Metacritic. Ganz anders sieht es bei den Nutzerbewertungen aus. Hier liegt der neue Titel mit 5,5 von 10 Punkten auf einem eher niedrigen Niveau. Allerdings setzt sich diese Wertung fast ausschließlich aus sehr negativen und sehr positiven Bewertungen zusammen. Nur 9% der Nutzer bewegen sich mit ihrer Punktevergabe im Mittelfeld. Eine knappe Mehrheit gibt eine positive Bewertung ab. Viele Kritiker stören sich vor allem daran, dass man im Spiel viel schleichen muss. Auch die noch vorhandenen Bugs, KI-Probleme und der insgesamt fehlende Feinschliff stören viele. Was ihr vom neuen Star Wars-Titel erwarten könnt, erfahrt ihr hier im Test.
Die Story ist die große Stärke von Star Wars Outlaws
In Star Wars Outlaws schlüpft ihr in die Rolle der „sympathischen Diebin“ Kay Vess und werdet von eurem treuen Gefährten Nix begleitet. Die Geschichte ist zeitlich zwischen Episode 5 und 6 angesiedelt. Für einen Open-World-Titel lässt sich Outlaws nicht viel Zeit, um euch mit Kay mitten ins Geschehen zu stürzen. Kay will endlich den Planeten Cantonica verlassen und hat dafür nur noch einen großen Job zu erledigen. Dann will sie endlich die Galaxie bereisen und sich einen Namen machen. Doch das Schicksal macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Der Auftrag geht gründlich schief und sie stolpert geradewegs in einen Folgeauftrag. Doch auch der wird nicht besser. Notgedrungen klaut Kay ein Raumschiff, das nach einer holprigen Landung repariert werden muss. Doch der Diebstahl hat Folgen, denn nun sind einige Kopfgeldjäger wegen eines Todesmarkers hinter ihr her.
Der Zufall will es, dass ihr auf den Rodianer Waka trefft, der euch nicht nur bei der Reparatur eures Schiffes hilft, sondern euch auch in die teilweise zwielichtigen Syndikate einführt. Die
große Stärke von Star Wars Outlaws sind jedoch die Charaktere, allen voran die Beziehung zwischen Kay und Nix. Man spürt relativ schnell, dass die beiden nicht einfach nur Weggefährten sind, sondern eine Familie. Dazu tragen viele kurze Dialoge zwischen den beiden bei, aber auch Szenen wie die Quicktime-Events beim Essen. In größeren Städten gibt es kleine Imbisse, in denen man gemeinsam mit Nix die lokalen Köstlichkeiten probieren kann. Die dynamische Interaktion, während beide vom selben Teller essen, wird von einem Quicktime-Event begleitet. Eigentlich ziemlich sinnlos, aber es macht zweifellos Spaß, dem Duo beim Essen zuzusehen. Als Belohnung gibt es sogar eine Leckerei, die Nix’ Fähigkeiten verbessert.
Simples Rufsystem gut umgesetzt
Schon früh im Spiel kommt man mit dem Huttenkartell, den Pykes und Crimson Dawn in Kontakt. Später kommt noch der Ashiga-Clan dazu. Die vier Syndikate kämpfen gegeneinander und ihr steht dazwischen. Ihr müsst euch aber nicht für eines entscheiden, sondern könnt für alle Syndikate Missionen erfüllen, um euren Ruf zu verbessern. Viele dieser Fraktionsaufträge verschlechtern allerdings den Ruf einer anderen Fraktion, wenn auch nicht zwangsläufig. Nicht selten wird man gebeten, in ein Sperrgebiet einzudringen, das von einem fremden Syndikat kontrolliert wird, und dort etwas zu stehlen. Als professionelle Diebin sollte das für Kay kein Problem sein, aber ihr werdet feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, nicht erwischt zu werden. Sobald die Wachen alarmiert sind, sinkt euer Ruf bei der entsprechenden Fraktion.
Um dies zu vermeiden, könnt ihr vorher speichern und das Spiel bei Bedarf einfach neu laden. Das müsst ihr allerdings tun, bevor ihr euch in das kontrollierte Gebiet begebt, denn dort ist kein Speichern möglich. Die Hauptmissionen kosten euch nur sehr selten Ruf bei der jeweiligen Fraktion. Euer Ruf hat auch kaum Einfluss auf den Verlauf der Geschichte. Dafür erhaltet ihr für das Erreichen der jeweiligen Rufstufen kosmetische Gegenstände des Syndikats. Ab einem guten Ruf könnt ihr euch auch in den kontrollierten Gebieten, mit Ausnahme der Sperrgebiete, sorglos bewegen. Allerdings dürft ihr nicht stehlen bzw. euch dabei erwischen lassen. Ab einem ausgezeichneten Ruf könnt ihr euch sogar vor den Augen der Wachen bedienen. Ein guter Ruf bei den Hutten ist zum Beispiel auf Tatooine von großem Vorteil, da alle nicht vom Imperium kontrollierten Gebiete dem Huttenkartell gehören.
Star Wars Outlaws ist kein Rollenspiel
Der neue Star Wars-Titel von Ubisoft bietet nur wenige Rollenspielelemente. So gibt es keine Dialogoptionen, die einen Einfluss auf die Geschichte haben. Dafür habt ihr hin und wieder die Wahl, welche Fraktion ihr mit einer Entscheidung mehr auf eure Seite zieht und bei welcher ihr euch gleichzeitig unbeliebt macht. In einem Szenario trefft ihr auf zwei Bewohner, die sich über die Sabacc-Regeln streiten. Je nachdem, mit wem ihr übereinstimmt, steigt euer Ansehen bei einem Syndikat. Außerdem ruft euch euer Crewmitglied und Droide ND-5 nach Abschluss einer Syndikatsmission an und fragt euch, ob ihr den Auftragsgegenstand nicht lieber an eine rivalisierende Fraktion verkaufen wollt. Das bringt zwar ein paar Credits mehr, aber dafür sinkt das Ansehen beim anderen Syndikat. Das Rufsystem ähnelt am ehesten einem Rollenspiel, allerdings gibt es im gesamten Spiel keine rollenspieltypischen Erfahrungspunkte.
Fortschritte und eine spürbare Charakterentwicklung bietet das Expertensystem. Ihr könnt insgesamt neun Experten bzw. Lehrmeister finden, die euch verschiedene kleine Aufgaben stellen. Das können ein paar Kopfschüsse oder bestimmte Aktionen mit eurem Begleiter Nix sein. Erledigt ihr diese, verbessern sich eure Fähigkeiten. Von den neun Lehrmeistern stoßt ihr allerdings nur auf vier über die Hauptmissionen. Die anderen findet ihr nur über die Nebenmissionen. Diese sind nicht zwingend erforderlich, erleichtern euer Abenteuer aber ungemein. Das Finden der Experten animiert vor allem zum Erkunden, denn die sogenannte „Ubisoft-Formel“ mit unzähligen Fragezeichen auf der Karte wird in Star Wars Outlaws nicht weiter verfolgt. Stattdessen lohnt es sich, die Gegend zu erkunden und Gespräche zu belauschen, die einem ganz neue Möglichkeiten im Spiel eröffnen. Schade nur, dass die Nebenmissionen selten besonders spannend sind. Dafür bietet die Hauptstory Missionen von über einer Stunde Länge, jede Menge Action sowie kleine und große Intrigen.
Das ärgert viele in der Community
Die wirklich harmonische Beziehung zwischen Kay und Nix und die vorzeigbare Haupthandlung im typischen Star Wars-Stil werden von Kritik überschattet. Einer der am häufigsten genannten Kritikpunkte sind die Schleichpassagen im Spiel. Davon gibt es tatsächlich einige. Schleichen ist zwar oft nicht nötig, aber entdeckt zu werden, erschwert die Erfüllung der Mission ungemein. Kay ist nämlich im Stile von Han Solo nur mit einem Blaster und einer großen Klappe bewaffnet. Nix kann Gegner ablenken und angreifen. Der Angriff schaltet zwar keine Gegner aus, verschafft euch aber Zeit. Es ist also nicht ratsam, sich auf ein Feuergefecht mit dem Imperium oder einem Syndikat einzulassen. Viele Blastertreffer überlebt ihr nicht, und sobald der Alarm ausgelöst wird, kommt Verstärkung vom Imperium. Ihr steigt sogar in der Fahndungsliste auf, so dass immer härtere Geschütze gegen euch aufgefahren werden.
Das Schleichen allein wäre aber auch viel angenehmer, wenn da nicht die völlig unberechenbare KI wäre. Manchmal kann man fast direkt vor der Nase des Gegners stehen, ohne dass er einen bemerkt. Ein anderes Mal ist man eindeutig nicht im direkten Sichtfeld und wird gesehen. Manchmal auch über größere Entfernungen oder wenn man sich eigentlich im hohen Gras versteckt hat. Star Wars Outlaws kämpft auch mit Bugs, die manchmal spielentscheidend sein können. Zum Beispiel flüchtet ihr in einen Lüftungsschacht, nachdem ihr entdeckt wurdet, und solltet eigentlich in Sicherheit sein. Stattdessen rennt euch der NPC einfach stehend mit dem Kopf in der Decke hinterher. Ein anderes Mal steht der Gegner genau vor dem Schacht und verliert plötzlich die Spur. Auf eine dumme, aber beständige KI kann man sich einstellen, auf eine unberechenbare leider nicht.
Fazit zu Star Wars Outlaws
Insgesamt konnte Ubisoft vor allem aufgrund der geringen Erwartungen nach dem IGN-Trailer viele sehr positiv überraschen. Auch in den Nutzerbewertungen wird deutlich, dass die eine Hälfte das Spiel wirklich toll findet, während der Rest eher enttäuscht ist. Das liegt sicher auch daran, dass viele weniger Schleichen und mehr Deckungs-Shooter erwartet haben. Auch die Weltraumschlachten sind aufgrund der umständlichen Steuerung des Raumschiffs eine verpasste Chance, auch wenn die Erkundung des Weltraums gut gelungen ist. Grafisch bietet Star Wars Outlaws ebenfalls Licht und Schatten. Während viele Landschaften mit entsprechender Hardware wirklich beeindruckend aussehen, können die Gesichtsanimationen selbst bei den Hauptcharakteren nicht überzeugen. Schade eigentlich, denn die tolle deutsche Synchronisation hätte auch grafisch mehr verdient.
Die große Stärke bleibt die Hauptgeschichte, die zwar nicht preisverdächtig geschrieben ist, aber gut unterhält. Vor allem die verschiedenen Charaktere und die Dynamiken sind die große Stärke des Titels, allen voran die zwischen Kay und Nix. Mit viel Witz und lockeren Sprüchen gelingt es Outlaws gut, das richtige Star Wars-Feeling aufkommen zu lassen. Ubisoft serviert hier keinen weiteren Open-World-Titel, der viel Spielzeit sinnlos über die Open-World streckt. Tatsächlich ist die Open-World eher optional. Stattdessen könnt ihr sehr stringent der Hauptstory folgen und so in rund 20 Stunden Spielzeit eine knackige Geschichte erleben.
Transparenzhinweis: Das PC-Spiel „Star Wars Outlaws“ wurde für diesen Test kostenlos von Ubisoft zur Verfügung gestellt.